Dienstag, 21. August 2007

Der Wurmstein

So standen sie da und sprachen kein Wort. Sie hatte ihm nichts mehr zu sagen...

von LemBaz

Sie sah mich auf die gleich Weise an wie sie es heute morgen im Stall getan hatte. So als ob sie einen Geist aus der Erde fließen sieht und es nicht wagt zu atmen damit sie ihn nicht verschreckt.

Wortlos nahm sie den Ammoniten aus meiner Hand und hielt ihn an ihre Wange.
„Mein Wurm-Stein,“ sagte sie schließlich.
Die Kinder lärmten ringsum sie. „Was ist das? Was ist ein Wurm-Stein? Warum hat er ihn bekommen? Kann ich das haben?“ Sie waren wie die Mücken eines Nachts, die mich vom Denken abhielten. Ich wollte das sie weggehen und mich mit ihr alleine lassen.
Dort war noch jemand anderes der den Weg hinab zu uns kam, ein großer, blonder Mann. Als er mich sah, stoppte er, als wenn er zu schüchtern wäre um mit Fremden zu reden. Vielleicht wußte er auch wer ich bin.

„Elisabeth, sollten wir jetzt nicht essen?“ rief er. Die Frau schrack ein wenig zurück, als ob sie aus einem Tagtraum zurückkehrte. Sie schaute mich kurz an und in ihrem Blick sah ich ein Mädchen, verängstigt. Ich sah sie mich etwas fragen, und stumm gab ich ihr mein Versprechen.
Beide Kinder rannten quickend zu ihm. „Papa, Papa, komm und schau uns beim Tauchen zu.“
„Nach dem Essen,“ sagte er. Er hob Stefan auf seine Schulter und stand da, mit seiner Hand auf Marie´s Kopf, wartend.

Sie gab den Wurm-Stein zurück.
„Bist du ein glücklicher Junge, Stefan?“ fragte sie mich.
Ich nickte.
„Ich bin froh das du glücklich bist.“
Ich nickte erneut.
Ich konnte nichts sagen. Und sie hatte kein Wort mehr für mich.
Welchen Nutzen haben Wörter?
Sie starrte mich an, als wenn sie versuchte mich in ihr Gedächtnis zu brennen, für immer. Das war mehr als ich ertragen konnte. Ich ging um den Ammoniten in meine Sporttasche zu packen und als ich mich umsah, war sie weg. Ich schaute ihr nach als sie mit ihrem Ehemann und ihren Kindern den Weg zu ihrem Haus hinauf ging.
Ich ging ihr nicht nach. Das wollte ich nicht. Sie hatte ihre Familie und ich meine.

(Er schreibt seinen Adoptiveltern)

Eigentlich wollte ich ihnen sagen das ich sie beide, meine Eltern, adoptieren werde. Das war die Art von Dingen die Papa liebte.
Er würde den Witz darin erkennen. Aber meine Mutter hätte ich möglicher Weise zum Weinen gebracht und das wollte ich nicht, stattdessen schrieb ich,

Liebe Mama, Lieber Papa,

Ich war nicht dort wo ihr dachtet. Ich habe euch angelogen und dafür entschuldige ich mich. Ich habe aber den Ort gefunden wo ich geboren wurde und ich habe meine Mutter gesehen und ich denke ich verstehe jetzt warum sie mich weg gab. Ich weiß das ich nicht bei ihr bleiben kann. Ich wollte sie nur einmal sehen, das war alles. Ich bin froh das ich es getan habe. Und ich bin froh das ich jetzt nach Hause komme.

In Liebe,
Paul

von LemBaz



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